Arne Reinhardt

Leidenschaft für House-Musik

Im Hauptberuf Bankkaufmann, tobt sich Arne Reinhardt in seiner Freizeit im heimischen Tonstudio aus: Seine House- Mixes werden auf der ganzen Welt gehört.

Musik hat er immer schon gern gehört. Was das Musikmachen angeht, ist Arne Reinhardt jedoch ein Spätzünder. Der Krefelder war bereits Mitte 30, als er dieses Hobby aktiv für sich entdeckte. Da gehen andere DJs fast schon wieder in Rente. Dann aber wurde es binnen kürzester Zeit zu seiner großen Leidenschaft. Seitdem investiert der hauptberufliche Bankkaufmann einen beträchtlichen Teil seiner Freizeit in das Mixen von House-Tracks. Inzwischen hat sich eine gar nicht mal so kleine Fangemeinde gebildet. Und seine Musik lief sogar schon auf der Party-Insel Ibiza im Radio.

„Arnie“, wie ihn seine Freunde nennen, spielt seinen Sound vor Ort auf Events und wird über das Internet auch auf anderen Kontinenten gehört. Aktuell kommen seine Tracks auf zirka 10.000 „Plays“ je Monat – so oft werden sie also irgendwo und irgendwann aus der Cloud geholt und abgespielt. Am unteren Ende der 50-Länder-Skala steht zum Beispiel Sri Lanka. „Hier wurden meine Stücke bislang knapp 200-mal gespielt“, sagt Arne Reinhardt, der sich über solche Zahlen freut. Einladungen eines englischen Plattenlabels oder zu Podcast-Beiträgen eines Kanals auf Gran Canaria nahm er gern an. Seine Arbeit wird wertgeschätzt: 15.000 Likes, 4.500 Kommentare und rund 1.900 Follower begleiten ihn aktuell. House-Fans aus Ägypten, der Türkei, Kroatien oder London fragen ihn, ob er nicht mal bei ihnen auftreten wolle. Doch Arnie winkt ab. Seinen Urlaub verbringt er lieber mit seiner Frau und dem 12-jährigen Sohn Max. Zweimal hat er für Après-Ski-Stimmung in Zell am See gesorgt. „Das war auch wirklich super, soll aber kein Dauerzustand werden“, sagt er.

Arne Reinhardt mag ungern als professioneller DJ gesehen werden. Zum einen verdient er sein Geld bei einer Bank in Krefeld – „ein vielschichtiger, verantwortungsvoller Beruf, den ich sehr schätze“. Obwohl er stolz auf sein musikalisches Wirken und Ergebnis ist, sieht er sich zum anderen auch künstlerisch mit den Größeren der Branche nicht auf Augenhöhe. Seine Musik entsteht ausschließlich an elektronischen Geräten. Er legt also keine Schallplatten auf. „Das ist wahnsinnig kompliziert, sicherlich sechsmal schwieriger als das, was ich mache“, sagt er. Vor den „Vollprofis“ habe er daher auch einen Heidenrespekt. Arnie arbeitet unter anderem mit Laptop, einem sogenannten Controller oder auch CDJ-Profi-Equipment. Diese Geräte verfügen über zwei Plattenteller-Imitate, mit deren Hilfe sich mehrere Musiktitel und verschiedenste Effekte übereinander legen – also mischen – lassen.

Neben seinem Interesse am Kapitalmarkt und Börsengeschehen ist das genau das Ding des gebürtigen Schleswig-Holsteiners. Wirklich eigene Musik, also mit selbst erdachten Melodien, Gesang etc., hat er bisher noch nicht produziert, lediglich sogenannte Mash-ups. Er hält lieber Ausschau nach tollen Musikstücken, die er dann in etwas Neues, Anderes verwandelt. Bis zu 40 unterschiedliche Tracks können für ein Musik-Set schon zusammenkommen. Wie das funktioniert, hat er sich weitestgehend im „Selbststudium“ beigebracht. „YouTube ist dabei eine große Hilfe. Außerdem habe ich Menschen gefragt, die sich damit schon auskannten. Es war doch alles etwas komplexer als ich eingangs vermutete.“ Zudem vertraut er auf sein Ohr und Musikgefühl.

Mittlerweile sind 55 Sets von ihm, die verschiedene Spielarten des House umfassen, online kostenlos abrufbar. Dabei ist jeder Mix mindestens eine Stunde lang. So bekommt man eine leise Ahnung davon, wie viel Zeit Arne Reinhardt mit Kopfhörern auf den Ohren in seinem kleinen Studio verbringt, das sich in dem Privathaus der Familie bei Hüls befindet. „Die Wochenstunden habe ich noch nicht ausgerechnet“, sagt er. Dafür sind andere Hobbys wie Kino, Radfahren und Fitness-Sport etwas zurückgetreten. „Musik ist mir wichtig – aber nicht alles“, betont Arnie.

Bei sämtlichen Tracks von ihm handelt es sich um Live-Einspielungen. Dieses „Auflegen“ bereitet ihm den größten Spaß. Daher bietet er es auch für Events in NRW an. Auf verschiedenen Partys, Firmenveranstaltungen und Hochzeiten hat er in den letzten Jahren die Leute zum Tanzen oder Chillen gebracht. Vor einiger Zeit hat er sich eine professionelle PA-Anlage zugelegt. Allein der Subwoofer hat 3.600 Watt. „Das war leider kein Schnäppchen“, meint er schmunzelnd.

Ob er nicht insgeheim doch noch von der großen Karriere mit Privatjet und Villa auf Ibiza träumt? „Nein, dafür bin ich zu sehr Realist“, sagt Arne Reinhardt. Als Mittvierziger werde er in dieser Branche ganz sicher nicht mehr durchstarten. Das findet er aber auch in Ordnung. „Es ist ein Hobby, und zwar ein besonders schönes.“ Die Anhängerschaft von „24-7-365 Music“, so sein Szene-Name, mag aber ruhiger weiter wachsen.

www.soundcloud.com/arnie_nrw/

Fotos: Luis Nelsen
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